Virngrundtunnel
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Nordöstlich von Ellwangen nahe bei der Gemeinde Ellenberg forderte die Umweltverträglichkeit der BAB Ulm-Würzburg eine Unterquerung des bewaldeten Hornberges mit einem Tunnel. Dem durchquerten Waldgebiet des Virngrund verpflichtet, wird er "Virngrundtunnel" benannt.

Tunnelvoreinschnitte und Portale wurden sanft in das ursprüngliche Gelände eingebunden. Es ergaben sich so für die beiden, durch einen rd. 13,6 m dikken Erdkern getrennten Röhren Längen von 465 m und 468 m. In jeder Röhre werden die 2 Fahrstreifen zu je 3,75 m durchgeführt. Die Standstreifen enden vor den Portalen. In den beidseits derFahrbahnen angeordneten breiten Notgehwegen befinden sich die Kabellkanäle. Die freie Lichthöhe beträgt 4,5 m. Ein Verbindungsstollen, etwa in Tunnelmitte, dient als Fluchtweg und Durchfahrtsmöglichkeit für Sanitätsrettungswagen.

Mit dem Tunnel werden verschiedene Schichten der Stubensandsteinformation durchfahren. Sie besteht aus einer wechselnden Folge von Sandstein und Tonstein, die sich unregelmäßig über das ganze Tunnelprofil verteilt. Die Kappe der Randzone des Höhenrückens bildet eine Rutschscholle des Knollenmergels. Diese zwang auf der Nordflanke zu aufwendigen Baugruben und im Endausbau zu besonderen Böschungssicherungsmaßnahmen. Geologie und Lichtraumprofil führten zu einem geschlossenen, zweischaligen Ausbau bei einem Ausbruchsquersch n itt von rd. 102 qm.

Die etwa ein Jahr zuvor in einem rd. 300 m langen Probestollen mit Kalottenaufweitungsstrecke gewonnenen Erkenntnisse führten dazu, daß der Tunnel nach den Grundsätzen der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode aufgefahren werden konnte: Vorauseilender Kalottenvortrieb und in begrenztem Abstand nachfolgender Strossen- und Sohlausbruch mit raschem Ringschluß. Alle Ausbruchflächen mußten sofort gegen Witterung und zur Stabilisierung mit Spritzbeton, Betonstahlmatten und zum größten Teil mit Stahlbögen gesichert werden.

In den Kalotten wurde das Gebirge mit einer Teilschnittmaschine - Typ WAV 178 der Fa. Westfalia Lünen - mühelos gefräst. In Strosse und Sohle waren teil weise Lockerungssprengungen notwendig; im übrigen konnten Bagger das Gebirge lösen.

Die Dichtigkeit des Tunnels wird durch eine rundum verlaufende 3 mm dicke PVC-Folie gewährleistet. Das tragende unbewehrte Innengewölbe wurde in 10 m langen Abschnitten betoniert.

Folgende Betriebseinrichtungen dienen der Verkehrssicherheit des Tunnels:
- Je Röhre eine in der Firste abge hängte Leuchtenreihe, Adaptions strecken mit Gegenstrahlbeleuch tung.
- Je Röhre 3 x 2 umschaltbare Längslüfter, gesteuert durch CO- und Sichttrübungsmeßgeräte.
- 3 SOS-Stationen je Röhre.
- Durchgehende Temperaturfühler mit Brandmeldeanlage.
- Abgestufte Geschwindigkeitsreduzierungen vor dem Tunnel und Wechselverkehrszeichenanlage im Tunnel.

Das Betriebsgebäude liegt auf der Südseite an der Fahrbahn Ulm-Würzburg, um von der zuständigen Autobahnmeisterei Ellwangen rasch angefahren werden zu können.

Die Kosten des Tunnels betrugen:
Tunnelrohbau: 22,5 Mio DM
Betriebstechnische Anlagen: 5,5 Mio DM
Betrielbsgebäude: 0,2 Mio DM


Gesamtkosten: 28,2 Mio DM

Der Virngrundtunnel wurde am 05.02.1985 angeschlagen. Die Fertigstellung im Rohbau war am 31.03.1987.


Aus der Dokumentation zur Freigabe des letzten Teilstücks Feuchtwangen - Heidenheim am 18.12.1987 (Seite 41)
Herausgeber:
Der Bundesminister für Verkehr
Der Bayerische Staatsminister des Innern
Innenministerium Baden-Württemberg